Der Kryptomarkt reagiert bemerkenswert kühl auf Nachrichten, die weltweit eigentlich für Erleichterung sorgen. Während Washington und Peking ein historisches Abkommen schließen, bleibt die Stimmung unter Anlegern von Angst geprägt.

Crypto Fear & Greed Index verharrt in der Angstzone

Eine Woche nach der größten Deeskalation im Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China steht der Bitcoin (BTC) weiter unter Druck. Der Crypto Fear & Greed Index – ein beliebter Gradmesser für die Marktstimmung – steht bei 37 Punkten. Das signalisiert anhaltende Angst unter Anlegern.

Auffällig ist das Timing des Abkommens: Noch vor drei Wochen sorgte Trumps Drohung mit 100-prozentigen Einfuhrzöllen gegenüber China für Panik am Kryptomarkt. Die Spannungen nahmen stark zu, nachdem China Exportbeschränkungen für seltene Erden verhängte.

Nun gibt es eine Einigung. Xi Jinping und Trump haben vereinbart, gegenseitige Sanktionen zurückzunehmen, Einfuhrzölle zu senken und strategische Exportbeschränkungen aufzuschieben. Analysten sprechen von „dem größten diplomatischen Durchbruch“ im Handelskonflikt bislang.

Doch der Kryptomarkt bleibt zurückhaltend.

CME-Gap und Powell trüben die Krypto-Stimmung

Statt Euphorie verbucht BTC in dieser Woche ein Minus von 2,8 Prozent. Der Rückgang hängt mit dem sogenannten CME-Gap zusammen. Dabei handelt es sich um eine Kurslücke, die entsteht, wenn Bitcoin am Wochenende steigt, während der Futures-Markt geschlossen ist. Sobald der Markt am Montag öffnet, wird diese Lücke oft schnell geschlossen – das erzeugt Abwärtsdruck.

Auch makroökonomische Sorgen spielen eine Rolle. Die US-Notenbank (Federal Reserve) senkte jüngst den Leitzins um 25 Basispunkte. Dennoch waren es vor allem die Worte von Fed-Chef Jerome Powell, die das Sentiment bremsten. Er hielt sich auffallend bedeckt zu weiteren Senkungen, wodurch die Wahrscheinlichkeit für eine schnelle Lockerung der Geldpolitik geringer erscheint.

Das sind schlechte Nachrichten für risikoreiche Anlagen wie Bitcoin, die besonders von einer lockeren Geldpolitik profitieren.

Kaufchance oder Beginn eines Bärenmarkts?

Nicht alle sind pessimistisch. Michaël van de Poppe sieht den Crash im Oktober, der zu einem Rückgang um 3,7 Prozent führte, als Chance. Seiner Ansicht nach werden in solchen Phasen die Fundamente eines Bullenmarkts gelegt. Er rechnet damit, dass BTC und Altcoins noch deutlich steigen können.

Dennoch gibt es auch Skepsis. Analyst Ali weist darauf hin, dass Bitcoin derzeit unter seiner 200-Tage-Linie handelt. Dieses Niveau gilt historisch als Kipppunkt. „Das kann eine Kaufchance sein – oder der Beginn eines neuen Bärenmarkts“, sagt er.

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