Die Federal Reserve (Amerikanische Zentralbank) hat gestern die erste Zinssenkung von 2025 durchgeführt. Diese Entscheidung kam nicht überraschend: Schwache Arbeitsmarktzahlen nährten schon länger die Erwartung, dass die Zinsen gesenkt werden würden. Aber bleibt es dabei? Der neue Quartalsbericht der Fed gibt Einblicke in das, was einige Direktoren bereits erwartet haben.

Fed erwartet weitere Zinssenkungen

Die Federal Reserve (Fed) veröffentlichte ihren Quartalsbericht und darin enthalten ist auch das sogenannte ‘dot plot’. Diese Grafik zeigt die individuellen Zinserwartungen der Mitglieder des Politikausschusses der Fed. Und es zeigt sich, dass wir wahrscheinlich noch weitere Zinssenkungen vor uns haben. So wird erwartet, dass die Zinsen bis Ende 2027 auf 3,1 Prozent fallen.

Dot plot – Quelle: Federal Reserve

Wenn du die Grafik nicht kennst, wirkt sie möglicherweise sehr verwirrend. So funktioniert es: Jedes Mitglied des Politikausschusses der Federal Reserve (das FOMC) gibt anonym an, welches Zinsniveau es für das Ende jedes der kommenden Jahre für angemessen hält. Jede Einschätzung wird als Punkt (‘dot’) auf einer Grafik dargestellt. So entsteht eine Übersicht aller individuellen Erwartungen für die Zinsen auf kurze und mittlere Sicht.

Die Grafik gibt also nicht an, in welchen Monaten wir mit Senkungen rechnen können. Zudem ist sie absolut keine Prognose, sondern nur eine Indikation der Richtung, in die die Zinsen gehen könnten, basierend darauf, wie die Fed-Mitglieder die Wirtschaft momentan einschätzen. Neue Daten können natürlich schnell zu Veränderungen führen.

Fed stark gespalten über zukünftige Zinssenkungen

Die Grafik bestätigt, dass wir wahrscheinlich dieses Jahr noch weitere Zinssenkungen erwarten können. Die meisten Punkte für 2025 liegen nämlich um das Niveau von 3,5 Prozent. Bei einem aktuellen Zinssatz von 4,00 bis 4,25 Prozent würde das mehrere Senkungen bedeuten.

Es gibt jedoch sehr viel Uneinigkeit. Neun der neunzehn Politikmacher rechnen noch mit zwei zusätzlichen Senkungen dieses Jahr. Sechs Mitglieder erwarten jedoch, dass die Zinsen unverändert bleiben.

Ein Mitglied sieht sogar Raum für eine Erhöhung, während ein anderes für eine starke Senkung von 125 Basispunkten bis Januar plädiert. Selten war die Fed so gespalten, weshalb die kommenden Sitzungen im Oktober und Dezember entscheidend werden für die Finanzmärkte.

Auch in 2026 gibt es Uneinigkeit, obwohl der Trend deutlich nach unten zeigt und die meisten Mitglieder eine weitere Senkung erwarten. Die meisten Punkte auf dem dot plot liegen zwischen 2,75 und 3,25 Prozent, mit einem Median von etwa 3,1 Prozent. Dennoch sehen einige Mitglieder sogar noch eine Erhöhung der Zinsen vor.

Zinssenkungen während S&P 500 Rekorde bricht

Die Zinssenkungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die amerikanischen Aktienmärkte historisch hoch stehen. Der S&P 500 balanciert um Allzeithochs, und das ist bemerkenswert. Dies kommt nämlich selten vor zu einem Zeitpunkt, an dem die Zinsen recht hoch sind und noch mehrere Senkungen erwartet werden.

Die Analysten von The Kobessi Leter geben auf X an, dass 2025 erst das dritte Jahr seit 1996 ist, in dem die Fed die Zinsen senkt, während der S&P 500 sich nahe Rekordständen befindet. Die vorherigen Male waren 2019 und 2024, und damals stieg der Index im folgenden Jahr durchschnittlich um vierzehn Prozent.

Powell wurde während seiner Pressekonferenz mit der Frage konfrontiert, ob diese Politik nicht zu einer Aktienblase führt. Seine Antwort war klar: „Wir konzentrieren uns auf Inflation und Arbeitslosigkeit. Nicht auf den Aktienmarkt.“

Der Fed-Vorsitzende wies dabei unter anderem auf den amerikanischen Arbeitsmarkt hin, der immer schwächer aussieht. Seit März 2025 ist die Beschäftigung nämlich um über 900.000 Stellen weniger gewachsen als zuvor gedacht, die größte negative Korrektur aller Zeiten. Und in den letzten Monaten ist das Beschäftigungswachstum auch noch deutlich zurückgegangen.

Obwohl die Arbeitslosenquote mit 4,3 Prozent noch relativ niedrig bleibt, nährt die Kombination aus einer schwächelnden Arbeitsmarkt und anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheit die Angst vor einer Rezession.

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