Der globale Kryptomarkt hat in den vergangenen 41 Tagen über 1,1 Billionen Dollar an Marktkapitalisierung eingebüßt. Auffällig ist, dass diese deutliche Korrektur ohne spezifische negative Fundamentaldaten stattfindet. Warum also tut sich der Kryptomarkt so schwer? The Kobeissi Letter, ein prominenter Marktbeobachter, erklärt, was dahintersteckt.

Liquidationen: der Hauptschuldige

Der Gesamtwert des Kryptomarkts liegt inzwischen 10 Prozent unter dem Niveau des massiven Crashs vom 10. Oktober. The Kobeissi Letter spricht von einer strukturellen Abwärtsbewegung, die weitgehend durch Marktmechaniken und weniger durch makroökonomische oder politische Faktoren getrieben wird.

Die jüngste Korrektur begann Ende Oktober mit Abflüssen auf institutioneller Seite. In der ersten Novemberwoche zogen Anleger 1,2 Milliarden Dollar aus Kryptofonds ab. Gleichzeitig stieg der Einsatz von Hebelpositionen stark an. In der Krypto-Branche sind Hebel von 20x bis sogar 100x unter Spekulanten üblich. Bei solchen Niveaus können Kursbewegungen von wenigen Prozent bereits zu Zwangsliquidationen führen.

Am 10. Oktober wurde eine Liquidationswelle von 19,2 Milliarden Dollar verzeichnet. Das führte zur ersten 20.000-Dollar-Kerze auf Tagesbasis bei Bitcoin (BTC) überhaupt. Seither sind tägliche Liquidationen von 500 Millionen Dollar oder mehr eher die Regel als die Ausnahme. In Märkten mit geringem Handelsvolumen kann das zu abrupten Kursschwankungen führen und das Sentiment weiter belasten.

Marktstimmung am Tiefpunkt, Fundamentals bleiben stabil

Der Crypto Fear & Greed Index fiel jüngst auf einen Wert von 10, was „extremer Angst“ entspricht. Dieses Niveau wurde in diesem Jahr zuvor nur im Februar erreicht. Ethereum (ETH) steckt derweil noch heftiger ein als Bitcoin. ETH verlor seit Anfang Oktober mehr als ein Drittel seines Werts und liegt nun sogar 8,5 Prozent unter dem Stand zu Jahresbeginn.

Auffällig ist auch, dass BTC seine Korrelation zu Gold verloren hat. Während sich beide Anlagen zuvor als „sichere Häfen“ oft im Gleichklang bewegten, schneidet Gold seit Anfang Oktober um 25 Prozentpunkte besser ab als Bitcoin.

Trotz der massiven Kursbelastung bleiben die fundamentalen Entwicklungen im Krypto-Sektor positiv. Die Marktstruktur weicht davon jedoch deutlich ab. The Kobeissi Letter sieht dennoch Anlass zur Hoffnung und spricht sogar von einem möglichen Boden. Am Ende sind die Fundamentals ausschlaggebend.

Weltweit steigt die Geldmenge M2, die gesamte Geldliquidität, auf Rekordhöhen. Unter anderem plant Japan, mehr als 100 Milliarden Dollar in die Wirtschaft zu pumpen. Das fundamentale makroökonomische Bild ist daher günstig. Der aktuelle Abwärtstrend scheint folglich vor allem eine Folge von Marktstruktur und Liquidität zu sein – und weniger von sich eintrübenden wirtschaftlichen Aussichten.

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